Leider, lieber Leser, vermag sich der tragische Umstand, unter dem sich die Recken formierten, nicht durch kurzweiligen Plausch zu erzählen. Bleibt ein Weilchen und hört zu!

Es begab sich an einem dieser typisch grauen und traurigen Tage eine folgenschwere Begegnung:

Man schrieb die Iden des März Anno 2018. Schwerer Regen hing in der Luft. Aus dem aufsteigenden Nebeln des Auwaldes bei Leipzig brach sich ein Lichtstrahl durch die scheinbar schier unbezwingbare Wand aus grauem Dunst.

Aus den Wäldern des Nebel-Gebirges am Rande der Welt streifte der Wolf - ein wildes Tier – gefürchtet wie ungezähmt –lechzend und mit großem Durst – durch die Lande des Leipziger Auenwaldes.

Seines Zeichens ein Kind des Waldes, Verehrer des Holzes, konnte keine Gelegenheit auslassen sein schamanistisches Verlangen nach Rhythmus mit stahlharten Beats zu stillen. Stets gierig auf der Suche nach neuem Material für sein heidnisches Werk.

Ebenfalls an einem dieser diesig düsteren Tage wand sich ein wandernder Gitarrenmann, ein Barde, gezeichnet durch die Narben voran gegangener Heldentaten, aus dem Lindenauer Sumpf empor: Stets auf der Suche nach verheißungsvollen Legenden aus vergangenen strahlend goldenen Jahren.

Mitten im Lande, wo sich sonst nur der dunkle Wanderer mit gierigen Pesthändlern zu finsteren Machenschaften verabredet, kreuzten sich urplötzlich Ihre Wege. Mit Fangzähnen und Klauen standen Sie sich gegenüber. Den jeweils anderen keinen Augenblick aus den Augen verlierend. Jederzeit zum Angriff bereit. Dies waren raue Tage und in dieser Gegend war besser Vorsicht geboten, wenn man seine Zähne behalten wollte.

Da sprach der Wolf ganz ungeniert: „Wohin des Weges, Gitarrengeck? So zeiget doch, was in euch steckt. Wohltuender Klang nach meiner Begierde oder doch nur ‘ne Klampfe zur schmucken Zierde?“

Ein kurzer Schwung und schon war die Waffe geladen. Mit ruhiger Hand fuhr der Klampfer über‘s Brett und zerrte an den Saiten. In der Schnauze des Wolfes zeichnete sich nach kurzer Zeit allmählich ein Schmunzeln ab.

Nach dem Beweis, der Klampfer sprach: „Ich suche nach Recken aus vergangenen Tagen. Musik aus dem Radio tut mich so plagen. Schreckliche Töne finden heuer Gehör. Eine Schande, so groß, dass ich mich dran stör. Black Sabbath, Rush, die lob ich mir. Auch Wolfmother, UFO und anderes Getier.“

Doch niemand da, der‘s zu trommeln vermag. Ist‘s doch schon älter als einen Tag. Ich kann’s nichtmehr hören, bekomm‘s noch im Kopp – vom ganzen Schlager, Techno und Indie-Pop.“

Das, Guter Mann, ist‘s womit ich dienen kann.“ Entgegnete ihm der Wolf.

Und so zogen Sie in die Welt hinaus und schlossen einen Pakt: Einen Pakt sich zu knechten, Legenden zu finden. Ins Dunkel zu treiben und ewig zu schinden.

Eines Abends trugen ihre Beine sie in einer der vielen örtlichen Tavernen. Auf der Suche nach etwas Rast und Gerstensaft für ihr beschwerliches Tagwerk. Auf einem Neonfarbenen Schriftzug prangerten die Buchstaben „Mensa“ und luden die beiden zum Verweilen ein.

Zu Tische der Gitarrenmann sprach: „Ist‘n raues Pflaster so ganz ohne Zaster.“

Der Wirt, ein gerechter Mann, erzählte den beiden, dass die umliegenden Bauern vor Furcht in sich hinein murmelten. Sich gegenseitig von einem alten verwunschenen Schloss, zentral gelegen auf einem Felde in der Nähe des Ortes Hupf, erzählten.

Ein uraltes altes Gemäuer von dem dereinst seltsame Klaviertöne zu vernehmen waren und das laut Volksmund einen sagenhaften Schatz beherbergte. Ein Schatz so reich an Legenden und Reichtümer um damit selbst zur Legende zu werden. In ihrem Streben nach Glück zog allein schon sein Ruf viele verlorene Seelen & Tagelöhner an. In steter Erwartung auf ein Leben in Sauß & Braus.

Da entgegnete der Wolf dem Wirt: „Würd vieles drum geben, hätt ich so‘n Leben.“

Daraufhin der Wirt sprach: “Mensch Jungs, stürzt euch doch nicht ins Ungemach! – lang schon vor eurer Zeit waren schon ganz andere dafür bereit. Macht euch nen Plan – rüstet euch mit Zeug. Handelt nicht im Wahn – nicht, dass ihrs bereut.“

Am Rande des Gasttraumes, in Dunkelheit verhüllt, sprach ein hiesiger Tiefton-Waldläufer die Gefährten an: "Gestatten: Bassmeister mein Name. Ihr sucht das Geheimnis in den Wäldern? Dazu brauch ihr einen Fährtenleser. Jemand der den Weg kennt. Jemand der euch ein Fundament schenkt auf dem ihr wandeln könnt. Wenn ihr euch nicht ziert begleite ich euch auf eurem Weg wonach euch giert."

Darauf entspann sich ein Plan...ein Plan zu rauben den Schatz auf das die Legende sich auf den Gitarrenmann und den Wolf übertrüge. Darauf, dass beide sich im Luxus und Huren wälzen, wie die Schweine im Dreck.

Und so hackten sie sich voller Eifer ihren Weg durch’s Unterholz. Schritt für Schritt in Richtung der überwucherten Ruine. Nach etlichen Strapazen erreichten Sie, mit zerschlissenen Klamotten, Blasen an den Händen und aufgeschürften Knien, das ehemals fürstliche Tor. Fein gearbeiteter Stuck zierte das einst so mächtige Portal. Leider, war nach vielen Monden davon nicht mehr viel geblieben.

Auf ihrem Weg durch die einst herrlichen Gemächer stießen Sie auf alten Tand und verblichene Knochen verwegener glückloser Abenteurer, deren Erinnerung schon längst verblasst ist. Auf ihrem Weg zum Ruhm durch ihr eigenes Unvermögen verloren gegangen. Eine Warnung für all jene, die durch heillose Disziplin- & Planlosigkeit ihr Glück versuchen. Ein schaudern lief über den Rücken des Wolfes, so dass es ihm das Fell im Nacken aufstieg.

Feine Gemälde und Vorhänge zierten dereinst die endlosen Hallen. Heute hängen Sie verwelkt wie die Brüste einer betagten Dame, mit traurigem Blick, freudlos an fahlen Mauern bei denen bereits der Schimmel die Farbe des Putzes verbirgt. Fleißig umherwuselnde Ratten & allerlei abstoßendes Gesocks kreuzten ihren Weg. Doch keine Herausforderung war den Gefährten zu groß. Kein Weg zu weit.

Endlich befanden Sie sich am Ziel ihrer Reise. Vor Ihnen, in einer großen ausgedehnten Kathedrale aus purem Marmor, befand sich am Platz des Altars ein Schrank. Groß. Quadratisch. Schwarz, wie die Nacht, und Schwer. Ein Riesenteil. Versiegelt mit einem überdimensionierten Schloss aus purem Gold. Unmöglich diesen mit Manneskraft aus seinem Gefüge zu reißen. Schien er doch auf magische Art & Weise mit diesem Ort verwoben. In großem neonpinken LED-Buchstaben prangerten in Druckbuchstaben in das stählerne Ungetüm eingraviert „Francis Hunter - Leipzig“.

Unter Mühsal und nach vielen vergeblichen Stunden brachten Sie es, durch einen alten Zaubertrick des Gitarrenmannes mit einem Stethoskop, einer Melone und einer Zigarre, fertig, das Ungetüm aus dunklem Stahl endlich zu öffnen.

Als die wuchtige Stahltür zur Seite schwang, sprang etwas Unnatürliches Sie unverhohlen an. Der Tresor barg ein Geheimnis: Ein furchterregendes Viech. Ein düsteres Irrlicht. Eine schiere Naturgewalt brach sich dem Weg aus dem Verlies. Haut wie Eichenrinde. Zähne wie Dolche. Mit gewaltigen messerscharfen Pranken. Daggermouth! – Der Weber der Träume. Der Fluch der Burg. Der Fluch des Rock! Ein hartes Biest aus längst vergangenen Tagen.

Verzweifelt bekämpften sie gemeinsam das Monster um es zurück in den Kessel zu treiben. Mal schien es, dass die Helden kurz vor dem Sieg standen. Mal schien es, dass das Monster kurz davor stand ihre Seelen zu Staub zu zermahlen. Keiner der Kontrahenten konnte je einen Sieg erringen.

Die ganze Mär vom großen Schatz: Nur Schall und Rauch ging es den beiden durch den Bauch. Das Monster sprach im dunklen Ton: Ihr elenden Schaben! An euren Leibern werd ich mich laben. Euch zwingen euren Schalk zu singen. Damit der Rock niemals meinen Träumen mag entspringen. Ich bin nicht zu schlagen, ihr müsst mich schon zwingen im Kessel zu darben.

Unseren Helden schwante böses: Sie hatten die Büchse der Pandora geöffnet. Ihr Schicksal würde es sein auf ewig den Fluch zu bekämpfen und solang zu bändigen bis Sie selbst dereinst zum Fluch werden würden. Traurigen Gewissens sahen Sie ihrem Schicksal ins Angesicht und nahmen es dankbar entgegen.

Und so schallen seit diesen Tagen knackige Riffs durch die alten Gemäuer der sagenumwobenen Hupffeldcenter-Burgruine im Leipziger Westen. Man munkelt finstere Töne mischen sich zu weilen mit ungezähmten, wilden Getrommel - zur späten Stunde sei sogar der dunkle Wanderer höchstpersönlich mit im Bunde.

Das absurde Geschwätz alter Weiber…